Definition und Entstehung der Reinraumtechnik
Die Anforderungen beim Kunden bestimmen die richtige Reinheitslösung!
Definition Reinbereich
Ein Rein- oder Reinstbereich ist ein „festgelegter Bereich, in dem die Konzentration luftgetragener Partikel geregelt wird und klassifiziert ist und der zur Regelung der Einschleppung, Entstehung und Ablagerung von Partikeln im Bereich entsprechend baulich ausgeführt und betrieben wird.“ (ISO 14644-1)
Dieser Bereich kann unterschiedliche Größen haben. Nicht immer muss ein kompletter Reinraum errichtet werden, um das Produkt vor schädigenden Partikeln zu schützen.
Unter Reinraumtechnik fallen daher alle technischen und betrieblichen Maßnahmen, die eine potenzielle Kontaminationsgefahr für Produkte vermeiden.
Die Maßnahmen, die zu ergreifen sind, hängen maßgeblich vom Prozess und der jeweiligen Anforderung ab. Häufig angewandte Lösungen in der Reinraumtechnik sind Minienvironments, Kabinenlösungen, der klassische Reinraum u.v.m., die je nach erforderlicher Reinheitsklasse und Prozessspezifik ausgewählt und implementiert werden.
Der Begriff Reinraumtechnik wird wegen der Silbe „Raum“ im Wort oft zu eng betrachtet. Denn Reinraumtechnik behandelt ein weitaus größeres Spektrum als nur den Reinraum selbst. Deswegen ist die englische Bezeichnung „Contamination Control“ im Grunde zutreffender.
Im Mittelpunkt der Reinraumtechnik steht immer das Produkt, welches geschützt werden soll. Gemeinsam mit der Prozessbetrachtung und den Anforderungen kann die bestmögliche Reinheitslösung gefunden und implementiert werden.
Der Weg zur modernen Reinraumtechnik
Die Anforderungen an Produkte und Prozesse in der Reinraumtechnik ändern sich fortlaufend. Der technologische Fortschritt sorgt in immer kürzer werdenden Abständen für Neuheiten, die individuelle Reinraumlösungen erfordern. Immer mehr Unternehmen und Branchen profitieren heute von der Produktion unter Reinraumbedingungen. Wichtig ist es, dass die technischen Lösungen in der Reinraumtechnik stets an neue Prozesse angepasst werden.
Die genaue Entstehung ist in der Fachwelt umstritten. Einig sind sich Reinraumexperten darin, dass die Reinraumtechnik Anfang der 1960er wirklich relevant wurde. Jedoch galt die neue Technologie anfangs eher als Nischenprodukt. Im Zuge der zunehmenden Bestrebungen in der Raumfahrttechnik, in der die Reinraumtechnik einen bedeutsamen Anteil ausmacht, entstand 1963 die erste Standardisierung, der United States Federal Standard 209 (FS 209). Schnell entdeckten auch andere Branchen wie die Halbleiterindustrie die Vorteile einer Produktion unter Reinraumbedingungen. Forschungseinrichtungen und Unternehmen rund um den Globus setzten nun auf Reinraumtechnik. Daher musste dringend ein globaler Standard gefunden werden.
Im Mai 1999 stellte das Institute of Environmental Sciences and Technology (IEST) die international anerkannte Norm ISO 14644 vor, die am 29. November 2001 den an diesem Tag zurückgezogenen US-Fed.-St. 209 ablöste. Neben Anforderungen an den Reinraum enthält diese auch Richtwerte zur Luftreinheitsqualität und -qualifizierung. Durch kontinuierliche Optimierung der ISO 14644-Richtlinien lassen sich daraus heute sogar Rückschlüsse auf Planung, Kontrolle und Betrieb eines Reinraums ziehen.
Doch auch in Deutschland erlangte die Reinraumtechnik immer größere Bedeutung. So setzten sich deutsche Ingenieure des VDI (Verein Deutscher Ingenieure) immer häufiger mit der Thematik Reinraumtechnik auseinander und entwickelten eine eigene nationale Richtlinie – die VDI 2083.
- Mehr dazu im Blogbeitrag: "Standardisierung in der Reinraumtechnik"