Denkfehler 17: Man denkt in "Räumen" und nicht in technologischen Problemlösungen
Die Reinraumtechnik ist für viele etwas Mystisches und Geheimnisvolles, womit man nicht unbedingt direkt zu tun haben will. Auch widerstrebt es...
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Joachim Ludwig 3.6.2024
Die Reinraumtechnik ist für viele etwas Mystisches und Geheimnisvolles, womit man nicht unbedingt direkt zu tun haben will. Auch widerstrebt es vielen Menschen, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Dies erzeugt ein mangelndes Verständnis für eine inzwischen hochinnovative Technologie, die, richtig eingesetzt, die eigenen Prozesse in Bezug auf Qualität und Gutausbeute, unterstützen kann und soll.
Die potenziellen Anwender der Reinraumtechnologie sind die absoluten Spezialisten in ihren eigenen Technologien, sie kennen sich bis ins Detail darin aus, doch mit der Reinraumtechnik will man sich nicht beschäftigen. Somit greift man zum „Allheilmittel“, dem Reinraum, und ist überzeugt, die Lösung der Kontaminationsproblematik gefunden zu haben.
In vielen Firmenpräsentationen findet man detaillierte Auflistungen aller angebotenen Technologien. Und dann steht dort als ein weiterer Punkt – „Reinraum“. Was hat das mit Technologie zu tun? In der ISO 14644 ist ein Reinraum definiert als: „Raum, in dem die Konzentration luftgetragener Partikel geregelt wird, der so konstruiert und verwendet wird, dass die Anzahl der in den Raum eingeschleppten bzw. im Raum entstehenden und abgelagerten Partikel kleinstmöglich ist, und in dem andere reinheitsrelevante Parameter wie Temperatur, Feuchte und Druck nach Bedarf geregelt werden.“ In dieser Definition gibt es nur einen Punkt, der nicht ausschließlich mit dem Raum zusammenhängt: „im Raum entstehenden“. Dabei bleibt offen, ob es entstehende Partikel, generiert durch die Lufttechnik des Raumes oder entstehende Partikel durch die Maschinen, das Personal und/oder die Prozesse sind. Im Großen und Ganzen bezieht sich die Definition allein auf den Raum und lässt die darin durchzuführenden Prozesse unerwähnt.
Durch diese Betrachtungsweise, dass der Raum als etwas mehr oder weniger Alleinstehendes betrachtet wird, kommt man oft zu der Entscheidung: „Wir brauchen einen Reinraum“. Dies erfolgt ohne genaue Analyse der eigenen Prozesse und die daraus resultierenden prozessbezogenen Anforderungen. Es wäre in jedem Fall immer besser, von einem Reinheitssystem zu sprechen, welches alle Optionen offen lässt und damit eine unvoreingenommene Betrachtungsweise ermöglicht wird, um die richtige Reinheitslösung für die konkreten Prozesse zu entwickeln. Dies kann eine maschinenintegrierte Lösung sein, ein adaptiertes Minienvironment, eine Änderung der Prozesse, die ein Reinheitssystem vielleicht sogar überflüssig machen, weitere Prozessschritte wie Reinigung oder zwischenzeitliche Verpackung der Produkte oder aber vielleicht auch ein Reinraum. Lassen Sie ihr Reinheitssystem beginnend vom Produkt über den Prozessraum in der Planung wachsen und beenden Sie diese Planung bei Erreichen des Ziels. Alles andere ist Geldverschwendung.
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